Mittsommerkino mit Schulklassen und Jugendgruppen

Die Filmauswahl des Mittsommerkinos 2023  eignet sich hervorragend, um sich in Sozialkunde, Sexualkunde oder politischer Bildung mit Polyamorie, Vielfalt von Beziehungsformen allgemein und auch grundsätzlich mit gesellschaftlicher Diskriminierung auseinander zu setzen.

Publikumsgespräch

Nach den Filmen findet jeweils ein Publikumsgespräch von ca. 30 Minuten statt, bei einigen Filmen in Anwesenheit von Regisseur∗innen oder Protagonist∗innen.

Wir können auf Anfrage auch zusätzliche Gespräche mit Eurer Gruppe organisieren, solange unsere Kapazitäten reichen. Dafür kommen in Frage:

  • Vera Drude auf Deutsch, Freitag vormittags oder nachmittags zu „Liebe Viele“ oder Regiearbeit allgemein.
  • Isabelle Broué auf Französisch oder Englisch, Samstagvormittag zu „Lutine“
  • Philippe Rostan auf Französisch oder Englisch, Sonntagnachmittag zu „Vietnam – vielleicht wird mehr draus“
  • evt. Diana Adams auf Englisch und schlechtem Deutsch Samstagabend oder Sonntagvormittag zu „Monogamish“ oder ihrer Arbeit als LGBTIQ*-Anwältin in den USA und ihrer Non-Profit-Organisation „Chosen Family Law Center“.

Für Terminabsprechen wendet Euch bitte an Kolja unter akademie@ewaldshof.de

Filme

Im folgenden geben wir einige Hinweise dazu, für welche Zielgruppen wir die verschiedenen Filme empfehlen. Eine allgemeine Beschreibung der Filme findet Ihr auf der Hauptseite des Mittsommerkinos.

Klassische Dokumentationen

In Wo die freien Frauen wohnen erklärt weitgehend eine Erzählerin aus dem Off die Familien-, Gesellschafts- und Beziehungsmodell der Mosuo in Südchina. Das Matrilineares Gesellschaftsmodell kennt keine Ehe. Liebe und Sexualität spielen gesellschaftlich praktisch keine Rolle.
An diesem Beispiel lässt sich gut zeigen, dass vieles von dem was in Deutschland als normal gilt nicht selbstverständlich ist und es anderswo konservative Traditionen gibt die ganz anders aussehen. Auch der Problematik des Kontakts dieser Gesellschaft zu anderen Gesellschaften wird thematisiert.

Vietnam – vielleicht wird mehr draus stellt normalität weniger umfangreich in Frage. Da der Film eine Kultur zeigt die in weniger Punkten von westlichen Traditionen abweicht und entsprechend weniger Aspekte thematisiert, ist er vermutlich leichter zu bearbeiten.
Gezeigt wird eine Tradition in der Paare durch arrangierte Ehen zusammenfinden, ihre Sexualität aber auch außerhalb der Ehe auf einem sogenannten Liebesmarkt ausleben. Der Regisseur ist anwesend.

Liebe Viele hingeben beschreibt acht Menschen in Deutschland die nicht-monogame Beziehungen führen. Er eignet sich wenn nicht grundsätzlich die Frage von Normierungen in Gesellschaften diskutiert werden soll sondern die Jugendlichen konkrete Fragen zur Beziehungsführung haben. Mehrere Protagonisten und die Regisseurin werden anwesend sein. Das Publikumsgespräch ist auf Deutsch und Vera steht am Freitag für Gespräche mit Eurer Gruppe zur Verfügung. Vermutlich können auch Protagonist*innen bei dem Gespräch dabei sein.
Für ein Gespräch am Freitag kann es sinnvoll sein, dass die Gruppe den Film bereits vorher im Stream schaut.

In „Monogamish“ wird bereits im Film auch politisch und soziologisch argumentiert und diskutiert mit durchaus kontroversen Thesen. Diese Diskussionen lassen sich sicher leicht mit der Gruppe weiterführen. Allerdings ist der Film auf Englisch mit Untertiteln. Wir haben als Protagonistin die Rechtsanwältin und Aktivistin Diana Adams im Gespräch. Sie hat einige Jahre in Frankfurt gewohnt und kann etwas Deutsch.

Dokumentarische Spielfilme

Professor Marston and the Wonder Women“ ist spannend, weil er eine reale Geschichte aus den 1930er und 1940er Jahren erzählt über Beziehungsformen die auch heute noch ungewöhnlich progressiv sind, feministische Themen und kinky Sexualität. Der Film thematisiert die Diskriminierungserfahrungen der Betroffenen. Der Bezug zu den Wonder-Woman-Comics ist interessant und überraschend. Da der Film in einigen wichtigen Punkten historisch ungenau ist, könnte begleitend eine Bearbeitung zusätzlicher Quellen interessant sein.

Lutine halten wir für den am schlechtesten geeigneten Film für Jugendgruppen. Er ist auf Französisch mit Untertiteln. Der Film ist sehr verworren und schwer zu analysieren. Das Publikumsgespräch mit der Regisseurin wird auf Englisch stattfinden. Diesen Film würden wir nur wählen, wenn im Rahmen des Kunstunterrichts über die Form des Films gesprochen werden soll. Zum Beispiel über den Aspekt, dass eine Liebesbeziehung zwischen einer Rolle des Films und einem Schauspieler gezeigt wird. Oder dass die Regisseurin Isabelle Broué im Film sowohl als Regisseurin als auch als Schauspielerin und als Rolle zu sehen ist. Die Regisseurin ist anwesend und kann ein Gespräch mit Eurer Gruppe auf Französisch oder Englisch führen.

Fiktive Spielfilme

Bob & Carol & Ted & Alice ist war bei seinem Erscheinen 1969 unglaublich progressiv in seiner direkten (verbalen) Behandlung von Sexualität und der gezeigten Begeisterung der Protagonist∗innen für das von ihnen neu entdeckte Konzept der offenen Ehe. Er eignet sich auch heute noch als Anregung, um diese Themen zu besprechen. Gleichzeitig erlaubt er dem heutigen Betrachter aber auch einen Blick darauf, wie rigide die kleinbürgerliche Gesellschaft der USA damals war.

The Lobster ist ein cineastisches Meisterwerk mit Starbesetzung. Es beschäftigt sich mit den satirischen Mitteln der Übertreibung und Negierung mit dem Thema der Normierung von Beziehungen durch die Gesellschaft und der Beobachtung, wie schwer es den Individuen auch in der Abwesenheit externen Drucks fallen kann, sich von solchen Normen zu verabschieden. Der Film wirkt auf manche Menschen verstörend und die Analyse ist durchaus anspruchsvoll. Dieser Film ist eine Empfehlung für ältere Jugendliche die schon Erfahrung in der Analyse von Filmen haben und auch ein Interesse daran haben, nicht nur die Inhalte sondern auch die Form des Films zu diskutieren.