Vom 7. bis 9. Juli 2023 findet am Ewaldshof ein Filmfestival zum Thema Polyamorie statt. Wir zeigen Dokumentar- und Spielfilme. Zu jedem der Filme wird es ein Publikumsgespräch geben. Bei etwa der Hälfte der Filme werden Regisseur∗innen oder Protagonist∗innen des Films anwesend sein, um sich mit uns auszutauschen.
Wir werden die folgenden Filme zeigen. Der Zeitplan für Freitag und Samstag steht fest. Sonntag können sich die Zeiten noch leicht ändern.
Es gibt zu jedem Film anschließend ein Publikumsgespräch, auch bei den Filmen zu denen keine Ehrengäste anwesend sind.
- Fr. 18h: „Lutine” (fr m. de U.) – Diskussion mit Regisseurin Isabelle Broué
- Fr. 21h: „The Lobster“ (de mit en U.)
- Sa. 13h: „Bob & Carol & Ted & Alice“
- Sa. 16h: „Monogamish” (en)
– Diskussion mit Protagonistin Diana Adams (en) - Sa. 18h30: „Liebe Viele“ (de)
– Diskussion mit Regisseurin Vera Drude und Protagonist∗innen (de) - Sa. 21h: „Professor Marston and the Wonder Women“
- So. 11h : „Wo die freien Frauen wohnen“ (de)
- So. 13h30 : „Vietnam – vielleicht wird mehr draus“ (de)
– Diskussion mit Regisseur Philippe Rostan (en)
Das Mittsommerkino ist Teil unserer Festivalwoche zu der auch ein Sommerfest und zwei Live-Konzerte gehören. Ihr könnten während dieser Zeit nach Anmeldung bei uns Übernachten.
Der Eintrittt ist frei, wir freuen uns über Spenden für unsere Arbeit.
Direkt am Bahnhof Niddatal-Assenheim bei Friedberg
Bahnhofstr. 31
61194 Niddatal
Nach dem letzten Film fährt um 23:25 eine Regionalbahn am Kino ab die in 24 Minuten in Hanau ist. Um 23:33 gibt es eine Verbindung die 27 Minuten bis Frankfurt-West und 34 Minuten bis Frankfurt-HBf benötigt.
UPDATE:
Freitag und Samstag bieten wir ein Shuttle an, dass Euch nach Bruchenbrücken zu den letzten S-bahnen bringt die um 23:50 und 00:17 Richtung Frankfurt fahren.
Dafür müsst Ihr Euch an der Getränketheke vor dem letzten Film des Tages anmelden oder nach dem Film Glück haben, dass noch ein Platz frei ist. Das Shuttle fährt 15 Minuten vor der S-Bahn am Bahnhofsvorplatz Niddatal-Assenheim ab, also um 23:35 und 00:02.
Details zu späten Abreisemöglichkeiten findet Ihr im Programm.
Liebe Viele
Vera Drude 2019
Deutsch, 87 min
Publikumsgespräch mit Regisseurin Vera Drude und Protagonist∗innen.
Der Film erzählt persönliche Liebesgeschichten von acht Menschen, die offene Formen von Beziehung und Familie leben. Mit der Unsicherheit, die das mit sich bringt, sehen sich die Protagonist:innen immer wieder konfrontiert. Der Wunsch nach Offenheit muss sich an persönlichen Ängsten und Erwartungen messen.
Alle Protagonist∗innen haben einen engen Bezug zum Ewaldshof und der Film wurde zu erheblichen Teilen hier gedreht.
Monogamish
Tao Ruspoli
English m. U., 73 min, FSK 7
vermutlich Publikumsgespräch auf Englisch/Deutsch mit Protagonistin Diana Adams.
Regisseur Ruspoli spricht mit Verwandten, Ratgebern, Psychologen, Historikern, Anthropologen, Künstlern, Philosophen, Sexarbeiterinnen, Sexualtherapeuten und gewöhnlichen Paaren über Liebe, Sex und Monogamie in unserer Kultur.
Als langjährige Rechtsanwältin für Familien von Sex- und Geschlechterminoritäten hat unsere Gesprächpartnerin Diana Adams beobachtet, was der Mangel an rechtlichem Schutz für Familien bedeuten kann, die Stigmatisierung und Diskriminierung ausgesetzt sind. Adams betont, dass alle Familien, die Unterstützung von rechtlicher Stabilität und Anerkennung verdienen.
Sie leitet die gemeinnützige Organisation Chosen Family Law Center.
Zitat Adams aus dem Film:
“Having the government say: ‘Why don’t you get into a sexual relationship with a man who will support you?’ is akin to the government being a pimp.”
Lutine
Isabelle Broué, 2016
Französisch m. U., 97 min.
Publikumsgespräch auf Englisch mit Regisseurin Isabelle Broué.
“Lutine” ist ein Film, der die Grenzen zwischen Fiktion und Realität verschwimmen lässt.
In der Geschichte beginnt eine Pariser Filmemacherin, an einem neuen Film über Polyamorie zu arbeiten. Dabei verliert sie sich zwischen Fiktion und Realität und riskiert sowohl ihre Kunst als auch ihre Beziehungen. Eine Komödie über eine weibliche Regisseurin, die mit Polyamorie in ihrer eigenen Beziehung experimentiert
Vietnam – Vielleicht wird mehr draus
Philippe Rostan, 2011
Deutsch, 57 min.
Publikumsgespräch auf Englisch mit Regisseur Philippe Rostan.
Jedes Jahr versammeln sich Paare in den Bergen von Nordvietnam für ein Fest der Liebe, bei dem sie gemeinsam singen, tanzen und sich gegenseitig umwerben. Während einige auf der Suche nach einer kurzfristigen Romanze oder einer langfristigen Bindung sind, ist dieses Ereignis nicht ausschließlich für Unverheiratete gedacht. Sowohl verheiratete Männer als auch Frauen haben die Möglichkeit, hier unverbindliche Abenteuer zu erleben oder vielleicht sogar eine vergangene Liebe wiederzuentreffen. Dieser Brauch ermöglicht es ihnen, sich frei und ungezwungen zu entfalten, ohne befürchten zu müssen, dass daraus Konsequenzen erwachsen.
Bob & Carol & Ted & Alice
Paul Mazursky, 1969
Deutsch?, 105 min, FSK 16
Eine amerikanische Dramedy aus dem Jahr 1969, die sich mit Fragen der sexuellen Freizügigkeit und emotionalen Ehrlichkeit beschäftigt. Der Film beginnt, als das Ehepaar Bob und Carol Sanders an einer Gruppentherapie-Sitzung teilnimmt, die ihre Sicht auf Gefühle und persönliche Offenheit verändert. Sie kehren zu ihren besten Freunden, Ted und Alice Henderson, zurück und ermutigen sie, ihre wahren Gefühle zu erkennen und auszudrücken. Nachdem Bob und Carol zugeben, dass sie sexuelle Beziehungen außerhalb ihrer Ehe eingegangen sind, beginnt eine Auseinandersetzung über die Grenzen der sexuellen Freiheit und die Bedeutung von Ehrlichkeit in ihren Beziehungen
Aus heutiger Sicht ist der Film ein lehrreiches Bild nicht auf auf die in teilen der Gesellschaft aufkeimende Begeisterung für die sexuelle Befreiung als auch auf das heute noch kaum noch vorstellbare vorherrschende rigide Gesellschafts- und Beziehungsbild der später 1960er Jahre in deren Kontext diese Befreiung stattfand.
Wo die freien Frauen wohnen
Madeisky, Margotsdotter, Parr, 2014
Deutsch, 90 min
Im Süden von China, rund um den Lugu-See, lebt das Volk der Mosuo. Die Mosuo sind bekannt für ihr harmonisches Zusammenleben.
Die Mosuo-Frauen gelten als besonders entspannt, frei und selbstbestimmt. Es sind die Frauen, welche die wirtschaftlichen und sozialen Fäden in der Hand halten. Sie kennen keine Ehe, der Liebhaber bleibt nur über Nacht, tagsüber lebt und arbeitet er in seinem Mutterclan. In diesem Verhältnis ist die Frau die Einladende.
Der Film zeigt ein Beispiel, wie romantische und sexuelle Beziehungen in einer Gesellschaft aussehen, die sie nicht mit Besitz, Herrschaft und Vererbung verbindet. Für uns am Ewaldshof ist zusätzlich relevant, über eine auf Kommunikation und Konsens basierende traditionelle Gemeinschafsstruktur zu lernen.
Seit ihrer Schulzeit setzt sich Uscha Madeisky für die Verbesserung der Stellung der Frauen in der Gesellschaft ein. Seit drei Jahrzehnten produziert sie überwiegend Dokumentarfilme über matriachale Kulturen.
Prof. Marston and the Wonder Women
Angela Robinson, 2017
Deutsch?, 108 min, FSK 12
Der Film beschreibt das Leben des Psychologen William Moulton Marston und seiner beiden polyamorösen Partnerinnen Elizabeth Holloway und Olive Byrne.
Wegen seines polyamoren Lebensstils seinen Job als Universitätsprofessor verliert. In der Folge erfindet er als Bildungsberater zweier Comicverlage die Figur “Wonder Woman” die von den feministischen Idealen seiner Partnerinnen und deren BDSM-Erfahrungen inspiriert ist.
Dazu schrieb er 1943: “Not even girls want to be girls so long as our feminine archetype lacks force, strength, and power. Not wanting to be girls, they don’t want to be tender, submissive, peace-loving as good women are. Women’s strong qualities have become despised because of their weakness. The obvious remedy is to create a feminine character with all the strength of Superman plus all the allure of a good and beautiful woman.”
Der Film thematisiert die Belastung die die Triade erlebt, weil sie aus Angst vor Diskriminierung ihr Beziehungsmodell und ihre sexuellen Vorlieben verheimlicht.
The Lobster: Eine unkonventionelle Liebesgeschichte
Yorgos Lanthimos, 2015
Deutsch, 119 min, FSK 16
Eine cineastisches Meisterwerk, das sich mit Liebe, Beziehungen und Gesellschaftsnormen auf eine absurde Weise auseinandersetzt. In der dystopischen Gesellschaft des Films sind Singles gesetzlich verpflichtet, in ein Hotel zu ziehen und innerhalb von 45 Tagen einen Partner zu finden. Wenn sie dies nicht tun, werden sie in ein Tier ihrer Wahl verwandelt.
Der Film ist bekannt für seinen einzigartigen Ton und Stil, der oft als düster, surreal und komisch beschrieben wird. Es ist ein Film, der eine gewisse Offenheit für das Ungewöhnliche erfordert und die Zuschauer dazu anregt, über die oft bizarren und restriktiven Normen nachzudenken, die die Gesellschaft in Bezug auf Liebe und Beziehungen auferlegt.
Starbesetzung mit Colin Farrell, Lé Seydoux, Rachel Weisz und John C. Reilly,