Wir haben Krieg. Mitten in Europa.

Wovon wir alle hofften, es nie erleben zu müssen, ist gerade bittere, unfassbare Realität und zeigt uns auf, wie brüchig die Stabilität vor unserer unmittelbaren Haustür ist. Das erschüttert uns und beschäftigt uns emotional zutiefst.


Einige von uns haben die Zeit des Kalten Krieges bewusst erlebt. Die Atmosphäre der wechselseitigen Aufrüstung und Bedrohung prägte unsere Jugend. Wir alle haben aber auch gefeiert, als die Mauer fiel, als für Ost und West eine Zeit der Entspannung entstanden ist und der Freiheit. Gerade fühlen wir uns wie in einer albtraumhaften Zeitschleife zurückversetzt in die Zeiten der Ost-West-Rhetorik und der Drohgebärden, ausgelöst durch die aktuelle russische Politik.

Da ist eine große Sorge, wie weit die Eskalation gehen wird: Wird es bei der Ukraine bleiben oder folgt danach der Angriff auf weitere Gebiete, die mal dem Russischen Zarenreich angehört haben? Und: Wie weit wird Putin gehen, um seine Ansprüche durchzusetzen? Uns ist sehr bewusst, dass Putin kein irrationaler Spinner ist, sondern kühl kalkulierender Machtpolitiker. Das erste AKW hat bereits gebrannt und es ist nicht Putins Hemmungen zu verdanken, dass da nicht mehr geschehen ist. Wie sicher dürfen wir uns fühlen, was den Einsatz von Atomwaffen betrifft?
Der Ewaldshof ist ein Projekt, das auf einem bestimmten Menschenbild fußt. Wir setzen uns kritisch mit Machtstrukturen auseinander: Bei uns gilt eben gerade nicht das Recht des Stärkeren. Stattdessen treffen wir unsere Entscheidungen im Konsens, lösen unsere Konflikte mit Hilfe von gewaltfreier Kommunikation und Mediation. Wir setzen auf emotionale Arbeit und Verständigung. Wir sind Pazifisten. Wir lehnen Krieg ab.
Die Menschen in der Ukraine finden sich plötzlich inmitten des Kriegsgeschehens wieder. Sie müssen erleben, wie ihre Häuser bombardiert werden, sind in Sorge um ihre Kinder und wissen oft genug nicht, wohin mit sich. Das macht uns fassungslos. Als sexpositive Gemeinschaft sorgen wir uns besonders um die queeren Menschen. Mit der russischen Armee sind auch wieder stärkere Repressalien gegenüber anders liebenden Menschen auf dem Vormarsch.

Dem ohnmächtigen Gefühl des Ausgeliefertseins stellen wir uns entgegen, indem wir klar Position beziehen. Mit diesem Artikel, aber auch auf anderen Kanälen, die wir zur Verfügung haben. Um auch ganz konkret zu helfen, packen wir Pakete für die Flüchtlinge.  Und: Wir haben Platz! Den bieten wir an. Wir stellen uns als sichere Zuflucht für Flüchtlinge insbesondere aus der LGBTQ-Community zur Verfügung und rechnen damit, dass dieses Angebot bald angenommen wird.

Wir wollen Frieden. Mitten in Europa