Neugierig hat es mich sofort gemacht als ich davon hörte. Und natürlich war da eine gewisse Scheu: Was wird mich erwarten? Was wird von mir erwartet? Wie offen bin ich wirklich? Wieviel körperliche Nähe kann ich mit mir fremden Leuten überhaupt zulassen? Wieviel Nacktheit überhaupt? Bin ich doch total verklemmt? Bin ich nicht langsam zu alt für sowas?
Werde ich meine Grenzen kennen und wahren?
Die umfangreiche Mail vorab von Beate (Beate Absalon, Workshopleitung und Autorin von „Don´t give a fuck“) hat bereits ganz viel in mir gelöst.
Das Wort „Langsamkeit“ tauchte dort auf und hatte auf mich eine sehr beruhigende Wirkung. Die gründlichen Informationen über Konsens und SaferSex, verknüpft mit der Bitte an Alle, sich hierüber weiter zu informieren, haben zusätzliche Sicherheit gebracht und der ganze Tonfall war so herzlich, warm und einladend, dass ich das Gefühl bekam: Okay, das könnte ein Türöffner sein, ein niedrigschwelliger Zugang zu einer mir fremden aber reizvollen Welt…
Also los: Trau Dich und lasse diese Gelegenheit nicht ungenutzt verstreichen! Ehrlich gesagt war ich unsicher, ob ich wirklich fahre, bis zu dem Moment als ich losfuhr, deshalb kam ich auch gerade rechtzeitig an, was ich gar nicht leiden kann, keine Zeit erstmal in Ruhe anzukommen, bevor es losgeht. Trotzdem noch schnell abgeduscht und dann rein ins Ungewisse.
Und dann die Erkenntnis in der Vorstellungsrunde, dass ich ganz und gar nicht allein bin mit meinen Unsicherheiten. Fast alle haben ihre dabei und so verschiedene: „Orgie“ -was heißt das eigentlich? Sex mit Fremden?
Nur FLINTA*, wie wird das? Was, wenn ich nicht so gut nonverbal kommunizieren und interpretieren kann? Was, wenn ich nicht gut über sowas reden kann? Wenn ich abgelenkt bin von Geräuschen oder Gesprächen oder Gelächter oder Zuschauenden? Was ist denn ein „Lecktuch“?
Und wie liebevoll, entspannt und verspielt wir abgeholt wurden!
Viel wurde gelacht, mitunter richtig albern, ein bisschen wie Teenies.
Und dann waren da diese Körper, so unterschiedlich und die Möglichkeit im eigenen Tempo soviel von sich zu zeigen, wie jede*r von uns eben wollte. Alles hat sich ganz natürlich angefühlt, unverkrampft, vorsichtig und doch mutig forschend. Schritt für Schritt und manchmal auch einen zurück. Annäherung an uns selbst und aneinander und schwupp – waren wir eine Gruppe, wie ein großer Organismus (inklusive dem ein oder anderen Orgasmus ;o) Es hat gut getan, Nähe zu spüren, Grenzen verschwimmen zu lassen, zu merken, dass alle aufeinander aufpassen.
Keine Cis-Männer bedeutete für mich, nicht in gelernte Muster zu fallen,
mich schützen zu müssen, abzugrenzen, Forderung, Rechtfertigung (auch nur vor mir selbst) nicht zu „liefern“ oder eben doch zu „liefern“ und hier manchmal gar nicht mehr unterscheiden zu können, was will ICH, was will er. Hier war eine selbstverständliche Achtsamkeit im Raum, die keiner Erklärung, keiner Begründung bedurfte.
Anstelle anfänglicher Angst und Scham traten Entspannung, Begehren, Lust, Vertrauen und Freude.
Wer hätte gedacht, dass lustvolles Stöhnen Anderer so erregend sein kann? Und dass es gar nicht verängstigend ist, viele Körper auf einmal zu berühren, nicht mehr zu wissen, wo einer anfängt und der andere aufhört.
Und die Erfahrung, dass alles ok ist, dass ich gar nichts muss aber ganz viel darf, dass wir miteinander lernen durften, wie wir sicher sein können, dass alle nur tun was sie wollen. Und WAS ich dort auf einmal so wollte… Und wie schnell dieser ganze Wust an angelerntem Mist in solch einem Raum einfach mal verschwindet, unwichtig wird. Und so offensichtlich bescheuert. Temporäres Umlernen. Vielleicht ein Schritt mehr Richtung allgemeines, nachhaltiges Umlernen. Richtung selbstbestimmter, weil enttabuisierter und schöner konsensualer lustvoller Sexualität.
Große Empfehlung an alle Neugierigen, Unsicheren, Verschämten:
Hier ist ein schöner, sehr barrierearmer Raum für abgefahrene Erfahrungen voller Zuwendung, Akzeptanz und Humor. Ein Erlebnis, das ich so schnell nicht vergessen werde und definitiv nicht missen will.
Traut Euch!
(anonym)